Adressabbildung X.400 RFC822
Der internationale Standard für Elektronische Post nach dem OSI-Modell ist X.400. Seit er 1984 verabschiedet wurde, bieten die Postgesellschaften vieler Länder einen entsprechenden Dienst an. Wie die Telekom deren Dienst Telebox 400 oder BusinessMail genannt wird. Mit der Version des Standards von 1988 bietet X.400 zusätzlich den Einsatz von Directory nach der Definition X.500 an. X.400 legt seit Jahrzehnten bereits fest, wie die elektronische Post gegen Manipulationen wie unbefugtes Öffnen gesichert wird. Eine wichtige Erweiterung ist der Übergang zu den neuen Telematikdiensten.
Bisher ist die Nachrichtenübermittlung per elektronischer Post jedoch nicht der wichtigste elektronische Kommunikationsweg. In Deutschland hat gerade Telefax einen Boom, so dass eine Akzeptanz von X.400-Produkten nur zu erwarten ist, wenn sie mehr Komfort liefern oder zu Flatrate-Konditionen operieren. Dazu werden branchenspezifische, geschlossene Mail-Systeme benötigt.
Vergleichbar mit der Hauptpoststelle für Briefpost muss jedes Unternehmen ein Mail-Postamt für die elektronische EDI-Post einrichten. Der Anwender hat am Arbeitsplatz eine X.400 Warenwirtschafts-Oberfläche, der Abteilungsrechner einen E-Mail-Anschluss, das gesicherte elektronische Postamt. Es bietet KEINE Übergänge in andere Telematikdienste und zu anderen Mail-Systemen. Gleichzeitig schützt das branchen- und firmeninterne Postamt die Kommunikations-Infrastruktur der Branche gegen unbefugte Zugriffe von außen. Eine kostspielige Signatur oder Zertifizierung entfällt, da sich alle Teilnehmer gegenseitig im geschlossenen Mail-System vertrauen. Die Anforderungen an einen geschlossenen Mail-Server hinsichtlich Funktionalität, Durchsatz und Ausfallsicherheit hängen von der Infrastruktur ab, in der er eingesetzt werden soll. Einer der wichtigsten Forderungen ist, dass er erweiterbar sein muss. Denn besteht ein branchenspezifisches Postamt erst einmal, dann wird sich auch die Zahl der Nutzer ständig vergrößern, und deren Wünsche werden wachsen. Die im SHK-Umfeld aktuell durchgeführten Realisierungsmethoden und die Echtzeit-Tests erlauben es, schon jetzt von einem bahnbrechenden Erfolg in Richtung Flatrate-EDI zu sprechen.
Ein weltweites E-Mail-Teilnehmerverzeichnis ähnlich einem Telefonbuch aufgebaut und genutzt - ist in naher kein Desiderat mehr. Die Gründe dafür liegen sowohl im organisatorischen als auch im technischen Bereich eines solchen geschlossenen Network-Managements. Denn weder E-Mail-Anwender noch Systembetreuer sind mit unterschiedlichen Adressierungskonventionen konfrontiert. Selbst die konkrete Umsetzung einer Mail-Adresse von RFC822 auf X.400 und vice versa führt aufgrund der unterschiedlichen Strukturierung der Namensräume beider Adresswelten NIEMALS zu Schwierigkeiten.
Fast jeder hat schon mal über Hape Kerkeling gelacht, wenn der mit verstellter Stimme als “Boris Becker” am Telefon Leute verulkt. Aber was, wenn ein begabter Stimmenimitator sich unter falschem Namen vertrauliche Firmeninformationen erschleicht? Oder in fremden Namen über ein fremdes Faxgerät den neusten Mercedes mit kompletter Sonderausstattung ordert? Wie will man also sicher sein, dass am anderen Ende der Leitung wirklich der “echte” Ansprechpartner sitzt. Durch Sicherheitsmerkmale wurde die Rechtsverbindlichkeit von EDIFACT-Nachrichten bereits seit 1984 hergestellt. Dokumente im X.400 Format besitzen seither den gleichen Grad an Verbindlichkeit, wie Dokumente in Papierform als elektronischer Austausch von Produktions- oder Lagerdaten.
Das Adressierungskonzept von X.400 ist nach dem Prinzip des sogenannten O/R-Namens (Originator/Recipient Name) organisiert. Dabei werden in der Regel folgende Attribute verwendet:
surname oder personal name (S)
organisational unit (OU)
private management domain (P)
administration management domain (A)
country code (C)
Dazu ein Beispiel: C=DE, ADMD=viaT, O=Telekom, OU1=Broeselmania, OU2=Flaschbier, OU3=Fans, S=Werner; DDA=PBID=000100101
Zu Beginn steht das Land (C für Country), danach kommt der Betreiber der Mailbox (ADMD=Adminstrative Management Domain, im Sprachgebrauch “der öffentliche Versorgungsbereich”), dann die Organisation (O=Organization) und unter ihr in vier möglichen Stufen die weiteren organisatorischen Untergliederungen (OU=Organizational Units), schließlich der Name des Benutzers (S=Surname) und sein Vorname (G=Given Name). Auch Sonderfälle wie gleiche Namen des Seniors und Juniors werden so abgedeckt. Auch die Grenze zu privaten Firmensystemen kann durch eine Beschreibung gezogen werden (PRMD=Private Management Domain). Für Mailboxen mit vielen öffentlichen Mitgliedern ist noch die interne Kennung wichtig (DDA=Domain Defined Attribut), vor der ein Präfix bestimmt, wie die Kennung heißt. Der hierarchische Aufbau einer X.400-Adresse muss bei der Beschreibung nicht eingehalten werden.
Um beispielsweise die Mailbox von Donald Duck im AT&T-Mail-System zu erreichen, musste von Sprint aus der Sequenz C:USA, ADMD:ATTMAIL, SN:DUCK, FN:DONALD, von MCI Mail aus die Sequenz C=USA, ADMD=ATTMAIL, SU=DUCK, GI=DONALD eingegeben werden. Ganz schlimm wird es bei den DDA-Codes, hinter denen sich ja die üblichen Mailboxnamen verbergen, die der Betreiber vergeben kann und so weiter. In X.400 lautet es übrigens: C=US, ADMD=WU, PRMD=DISNEY, S=DUCK, G=DAGOBERT
Die O/R-Namen beziehen sich zudem noch auf die jeweils konkrete Struktur des Message Handling Systems, so dass die Präsentation der Mail-Adresse durchaus vom lokalen Mailsystem abhängig sein kann. Die bislang übliche E-Mail-Adresse “ext/welchering@kmx.&gmd.dbp.de” einfach eine interne Namenskonvention darstellt.
S = ext/welchering
OU = kmx
P = gmd
A = viaT
C = de
Der country code ist sowohl nach zwischenstaatlichen wie internationalen Zuständigkeiten geregelt und lautet für Deutschland gemäß ISO 3166 “de”. Bedauerlicherweise ist für die in X.400 zu verwendenden Attributtypen mit deren Abfolge und entsprechenden Trennungen kein eigentlicher Standard verabscheidet. Deshalb können mit X.400 recht beliebige Adressierungskonzepte auf lokalen Mailsystemen verwendet werden. Lediglich Country Code und Administration Management Domain müssen als solche angegeben sein, die übrigen Attribute kann der “Postmaster” optional setzen. Seit dem Internet-Zusammenschluss mit seinen Teilnetzen ARPANET, CSNET und MILNET sowie für UUCP oder das Bitnet gelten die Adressierungsvorschriften des RFC822. Die Request for Comment enthalten technische Spezifikationen und Protokolle über organisatorische Festlegungen im weltweiten Internet. Prinzipiell ist bei der Adressierung nach RFC822 ein hierarchischer Namensraum vorgesehen, der durch die domain und den local part beschrieben wird. Hinter der - teilweise fiktiven - Adresse michael@media.media-lab.mit.edu verbirgt sich demzufolge ein Mitarbeiter des Department of Media Technology am Media Lab des Massachusetts Institute of Technology. Die Beschreibung der Domain erfolgt nach den Vorschriften des RFC822 von außen nach innen beziehungsweise von der allgemeinen Domain zur besonderen.
Für den professionellen Einsatz scheiden daher die Ur-Hobby-Mailboxen und ihre diversen Subnetze, wie Sub-, Zerberus- und FidoNet samt und sonders aus. Diese SHK-Mail-Konstruktion hat allerdings auch den Nachteil: viele Korrespondenten sind nicht eigenständig vertreten, sondern über die geschlossene Benutzergruppe direkt an die Redaktion gebunden.
Mit dem Request for Comment 987 ist der Standard für das Internetworking zwischen X.400 und RFC822 definiert, der im wesentlichen die Protokoll- und Adressabbildung regelt. Letztgenanntes führte immer wieder zu Problemen, so dass auf Internet-Ebene neben der regulären Adressbildung nach Vorschriften für konfigurierbare Abbildungstabellen verabschiedet wurden. Diese setzt auf X.400-Seite fünf Attribute als Standard voraus und nimmt folgende Zuordnung vor:
surname - local part
organisational unit - subdomain (bis zu drei Namen)
private management domain - in der Regel nicht abgebildet
adminstration management domain - Ausnahme als subdomain
country code - toplevel domain
Um eine korrekte Abbildung der Adresse und somit Zustellbarkeit der elektronischen Post garantieren zu können, ist also die Belegung der von X.400 geforderten Attribute durch entsprechende Subdomains unumgänglich. Im vorliegenden Fall wären das viaT für den Leitungsbetreiber als Administration Management Domain und de als Country Code.
Umgekehrt muss bei der Abbildung von X.400-Adressen auf RFC822 strikt darauf geachtet werden, dass alle Attribute in der Abbildung als Subdomains durch einen Punkt voneinander getrennt sind. Andere Trennzeichen lässt der Internet-Standard nicht zu.
Die Real-Testphase der SHK-Branche hat gezeigt: eine Mail-Übertragung von X.400 Nachrichten ist möglich. Die bislang üblichen Einwahl- und Volumenkosten entfallen zugunsten von EDI-Flatrate-Tarifen. Westaflex ist bereits über das neue, zukunftsweisende SHK-Kommunikationssystem für seine Grosshandelspartner erreichbar.