Maschinenbau Allianz unterzeichnet
Ziel der Drossbach-Westaflex-Allianz ist es, die unterschiedlichen Erfahrungen der beiden Kooperationspartner zusammenzuführen. Das ist zum einen die Kompetenz der Kunststoffverarbeitung bei Drossbach, zum anderen das Know-how von Westaflex, Verbundwerkstoff-Endlosrohre in unterschiedlicher Form und mit verschiedenen Techniken herzustellen.
Westaflex, seit 1933 Produzent von hoch flexiblen Rohren aus Verbundmaterialien, wie sie in der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie im Fahrzeugbau zum Einsatz kommen, besitzt rund 20 Patente auf Produkte und Verfahren. Bisher fanden Maschinenentwicklung und -bau inhouse statt. Abnehmer waren in erster Linie die Lizenznehmer, die in den Auslandsmärkten Westaflex-Rohre produzieren.
Drossbach, gegründet 1919 und seit Jahren Teil der Multiplast Gruppe, entwickelt schlüsselfertige Wellrohranlagen für die Anwendungsgebiete Abwasser, Drainage und Telekommunikation. Der Vertrieb ist international aufgestellt, neben Europa liegt ein Schwerpunkt auf dem nord- und südamerikanischen Markt. Die Mutter Multiplast recycelt Kunststoffe, Drossbach entwickelt und produziert – neben den dafür nötigen Maschinen – Rohrsysteme für den Hoch- und Tiefbau, Transportverpackungen und -paletten sowie diverse weitere Kunststoffprodukte.
Mittlerweile haben wir uns an diese seltsamen Nachrichten gewöhnt, in denen zwar von neuen Märkten, aber nicht von neuen Rohstoffvorräten die Rede ist, sondern wo fast monatlich darüber berichtet wird, wie dem etablierten Europa Rohstoffe und andere Grundlagen knapp werden und Asien die Spielregeln durcheinander bringt. Wie überlange Güterzüge schleppt die europäische Herstellerriege ihre über die Jahre gereiften Wertschöpfungsketten in Richtung bewährtem Material- und Produktionsmix. Aber die angestammten Märkte atmen nicht mehr, wachsen oder schrumpfen, sie verändern ihre Form wie Blasen einer Lavalampe. Das geschieht so schnell, dass man ihnen dabei zuschauen kann. Neue Technologien, verändertes Verbraucherverhalten, Deregulierung, Freihandel, verkürzte Innovationszyklen und nicht zuletzt das Internet, das im Begriff ist „sich über alle Bereiche hinweg als Querschnittstechnologie zu entwickeln“, so Willi Schöneweis, all diese Faktoren weichen Branchengrenzen auf und verschieben Kunden und Erlöse jenseits der marktüblichen Reaktionszeiten.
Die Unternehmen aus Westfalen und dem bayrischen Teil Schwabens sind sowohl Maschinenbauer als auch Hersteller von Produkten, beide zählen zum Mittelstand. Als Wettbewerber sahen und sehen sie sich nicht, da die Kundenkreise kaum Überschneidungen aufweisen. Stattdessen erwarten Dr. Peter Westerbarkey, Geschäftsführer Produktion der Westaflexwerk GmbH, und Hubert Krieger, CEO der Multiplast AG, von der Kooperation eine Win-Win-Situation für Partner und Kunden. Dr. Westerbarkey: „Wir können künftig die komplexen Anforderungen erfüllen, die heute an einen Lieferanten für schlüsselfertige Anlagen gestellt werden.“ Krieger ergänzt: „Das Zusammenführen der Kernkompetenzen wird uns ermöglichen, nicht nur bestehende Märkte besser zu bedienen sondern auch neue Märkte und neue Anwendungen für gewickelte Rohre zu erschließen.“
Westaflex-Produktionsleiter Bernd Schappler geht noch einen Schritt weiter: „Die Herstellung von Jede-Form-Rohren durch Verfalzen, Verweben oder Verkleben verschiedener Materialien stellt mittlerweile eine Querschnittstechnologie dar, die vielen Anwendungsbereichen der drucklosen Führung von Luft und anderen Gasen neue Impulse geben wird.“ Markus Haschner, Area Sales Manager bei Drossbach, erwartet vor allem eine wachsende Nachfrage nach den gleichermaßen flexiblen wie thermisch und statisch hoch belastbaren Rohren aus dem Bereich Konstruktivbau.
Nach dem Technologietransfer steht jetzt die gemeinsame Entwicklung neuer End-to-End-Systemlösungen an. Diese sollen modular aufgebaut sein und unterschiedliche Automatisierungsgrade für die spezifischen Bedürfnisse in den Zielmärkten bieten. Darüber hinaus haben die beiden Unternehmen vereinbart, dass sie neue Märkte gemeinsam erschließen aber angestammte Kundenkreise vorerst weiter eigenständig bedienen. Dr. Westerbarkey geht als Initiator der Kooperation davon aus, dass sich weitere Synergien im Tagesgeschäft zeigen: „Wir von Westaflex sind als Rohrproduzent wie als Maschinenlieferant für alles offen, was unsere patentierten Technologien voran bringt.“
„Es geht also zunächst um die Kernkompetenz mittelständischer Hersteller, wie Westaflex. Warum, zum Beispiel, soll Westaflex seine traditionelle Maschinenbauabteilung ständig auf dem neuesten Stand halten und beispielsweise die Kunststoff-Maschinenfertigung ausstatten, wenn eine integrierte Maschinenbau-Kooperation sich viel schneller auslasten lässt? Eben.“
Irgendwann kriegt ein Einzelunternehmen die ganze Bandbreite nicht mehr hin“, so Gerd Heinrich, Sales Director von Drossbach. So entsteht eine Maschinenbau-Kooperation hoch spezialisierter Partner, die sich zur Drossbach-Westaflex Allianz zusammengeschlossen haben und deren Weltmärkte sich an zwei Elementen orientieren: Produktionsanlagen für metallischen Verbundrohre und Kunststoffrohre mit bis zum 4 m Durchmesser in Endlos-Strangfertigung.
„Westaflex stellt sich anders auf, flexibler, profitabler, effizienter und muss sich erst einmal anders betrachten. Es geht um Transaktionskosten, die Frage „make or buy“, also produzieren oder kooperieren. Es geht uns um Markterweiterungen und Produktions-Reichweiten,“ so der Westaflex Produktionsleiter. Wo das enden wird? Die Redefinition teilt unsere bisherigen Geschäftsfelder nur anders auf. „Die aktuelle Maschinenbau-Kooperation konzentriert sich auf die neue Spartenorganisation unser Unternehmensgruppe“, heißt es aus der Geschäftsleitung. Ein End-To-End-Angebot rund um die Flexrohr-Fertigung soll die Firmengruppe komplettieren. Westaflex will künftig alles anbieten, „von den Produktionsmaschinen für Lizenznehmer über MDE- und BDE-Integration bis zur Herstellung von Kunststoff- und Metallrohren“.
Zusammen mit Drossbach und auf Basis der Westaflex Verfahrenspatente entsteht eine neue Maschinengeneration in modularen Größen und unterschiedlichem Automatisierungsgrad. Überall, wo es künftig um Leitungsführung und den Transport von Luft geht, wird die Frage lauten: „Gibt´s da auch was von Westaflex?“