Energieeffizientes Bauen und Sanieren
Überraschenderweise machen Gebäude rund ein Drittel der weltweiten Energienutzung aus. Der Verkehr, insbesondere Autos, trägt etwa ein weiteres Drittel bei. Fabriken und Minen sind für den Rest verantwortlich. Seit den ersten weltweiten Energiekrisen in den 70er-Jahren richtet man das Augenmerk darauf, Autos und Fabriken energieeffizienter zu gestalten. Doch die meisten Gebäude verschlingen mehr Energie als eine Flotte Geländewagen. Angesichts der technologischen Fortschritte, die wir bei Dingen wie Fensterglas, Kontrollierter Wohnungslüftung und Klimaanlagen erzielt haben, muss der Wandel unter dem Strich nichts kosten. Gebäude bestehen nämlich jahrzehntelang. Entscheidungen von Bauherrn, die heute gefällt werden, wirken sich langfristig auf unseren Energieverbrauch aus. Durch energieeffiziente Gebäude muss unser Land weniger Energie produzieren und konsumieren. Dadurch wird Geld für andere Projekte frei. Gleichzeitig werden Energiesicherheit und Nachhaltigkeit gefördert. All das kann erzielt werden, ohne dass das Wirtschaftswachstum Schaden nimmt!
Doch bevor der Wandel vollzogen werden kann, müssen wir - besonders in Deutschland - endlich mit einigen alten Gerüchten aufräumen.
Gerücht 1: Energieeffiziente Gebäude sind nicht komfortabel. Die Vorstellung, Energieeffizienz bedeutet, im Dunkeln zu sitzen, im Winter zu frieren und im Sommer zu schwitzen, ist Unsinn. Studien haben wiederholt ergeben, dass gut konzipierte Gebäude mehr Komfort bieten. In umweltfreundlichen Büros sind Mitarbeiterfluktuation und Krankenstand geringer. Umweltverträgliche Gebäude weisen zunehmend einen höheren Kapitalwert auf.
Gerücht 2: Der Bau umweltfreundlicher Gebäude kostet viel mehr. Anfangs lagen die Kosten im Allgemeinen zwar drei bis zehn Prozent höher. Doch die Mehrkosten nehmen rapide ab, da alle Beteiligten, vom Architekten bis zum Bauarbeiter, immer besser mit neuen Bauweisen vertraut werden. Hinzu kommt, dass Zulieferfirmen umrüsten und energieeffizientere Produkte herstellen. Das senkt die Preise. Doch selbst höhere Bau- und Anschaffungskosten werden dank niedrigerer Strom- und Gasrechnungen rasch wettgemacht.
Gerücht 3: Funktionierte Energieeffizienz, würde sie jeder bereits praktizieren. Das ist wie der Witz mit den zwei Volkswirten und dem 100-Euro-Schein: Die beiden sehen den Schein auf der Straße liegen, ignorieren ihn aber, weil sie davon ausgehen, dass ihn schon längst jemand aufgehoben hätte, wenn er echt wäre. Bauherren scheuen häufig die Zusatzkosten oder die Mühe, die das Aufgeben alter Gewohnheiten mit sich bringt. Warum eigentlich? Schließlich verkaufen sie die Immobilie oder geben die höheren Strom- und Gaskosten an die Mieter weiter.
Jeder in der Immobilien- und Baubranche muss kreativer werden. Mieter müssen bei Gebäuden ebenso umsichtig werden, wie sie es bei Autos sind. Unterm Strich hätten eine Reihe kleiner Veränderungen eine drastische Verringerung des Energieverbrauchs zur Folge.