EDIFACT im Handwerk
Das klare Ja zahlreicher SHK-Anwender im Handel und Handwerk zu Edifact war sicherlich die Überraschung der EDI-Veranstaltung in der alten Bundeshauptstadt. Noch vor der ZVSHK-Initiative drohte Edifact als internationalem Standard für und zum Handwerk das Aus, weil zwischen den Message Development Groups ein Kleinkrieg um die Definition und Interpretation der Edifact-Subsets tobte. Die Subsets, die als Untermenge der Edifact-Nachrichten die Belegung der Datensegmente und Datenelemente definieren und durch die Edifact-Syntax eigentlich geregelt sind, trugen allzu deutlich die Handschrift der branchenspezifischen Standardlösungen und waren dadurch nicht mehr kompatibel. Die Philosophie Edifacts, ein branchenübergreifender, internationaler Standard zu sein, war damit ad absurdum geführt.
Nur die Auflage der ARGE EDITEC-Norm und ARGE-Abkürzungsklassifikation während des ZVSHK-Meetings im Wissenschaftsforum Bonn, bei dem alle Marktbeteiligten und SHK-Softwarehäuser einem Versprechen unterzogen wurden, konnte den Siegeszug für BMEcat, GAEB und EDITEC eröffnen. "Alle, die Edifact schon auf dem Sterbebett gesehen haben und die Optimierungen des Handwerks schwinden sahen, sind eines Besseren belehrt worden", triumphiert ZVSHK Geschäftsführer RA Michael von Bock und Polach, einer der Edifact-Promotoren in Deutschland.
Könnte man von Bock und Polach noch Handwerksinteressen unterstellen, so überzeugen doch exemplarisch für viele Unternehmen die in Bonn ausgesprochenen Bekenntnisse der Gienger Gruppe und Geberit, "Wo EDI nötig ist, versucht Geberit Edifact zu realisieren, das sich als stabil und zukunftssicher erwiesen hat", sagte Dr. Karl Spachmann, Sprecher der Geschäftsleitung Geberit Vertriebs-GmbH. Ähnlich äußerte sich Heinz Wippich, bei der Wilhelm Gienger KG als persönlich haftender Gesellschafter verantwortlich: "Für eine Handelsgruppe wie Gienger ist EDI, langfristig betrachtet, eine Frage des Überlebens. Die zunehmende Beschleunigung des Logistikablaufes macht ein funktionierendes, einheitliches Regelwerk wie Edifact unerläßlich.
Von Bock und Polach betonte allerdings auch, dass die Mitglieder des Zentralverbandes Sanitär-Klima jetzt angesichts der angespannten Konjunkturlage nur mit fliegenden Fahnen in jedes EDI-Projekt gehen könnten, da Effizienzvorteile auch im Handwerk dringend geboten seien.
Nach Ansicht der Podiums-Experten ist es deshalb von besonderer Bedeutung, die Branchenstandards mit Edifact zu harmonisieren, die Softwate-Anbieter verstärkt, in die Standardisierung zu integrieren und die Marktpartner für die Themen EDI, GAEB und BMEcat zu sensibilisieren.
Trotz der gebotenen Eile in der Umsetzung beim SHK-Handwerk ist laut Univ.-Prof. Dr.-Ing. Frank-Dieter Dorloff, Leiter des FB Beschaffung, Logistik und Informationsmanagement an der Universität Duisburg-Essen "der Knoten jetzt geplatzt und die kritische Masse erreicht". Einen weiteren Aufschwung des internationalen Standards erwartet Dr. Thomas Müller, Geschäftsführer CoelnConcept, in naher Zukunft. "Mit Beginn des Zukunftsszenarios SHK-Prozessoptimierung wird auch Edifact einen weiteren Impuls bekommen", glaubt Müller, der in diesem Zusammenhang auch mitteilte, dass die europaweiten Bestrebungen in unseren Nachbarländern auch in Richtung Standardisierung von Stammdaten und Datenkommunikation gehen.
Kritik wurde in Bonn an der Hanltung des SHK-Handels laut. "Es ist ein Graus, wie der Grosshandel seine Optimierungspotentiale verschenkt", äußerte ein Handwerks-Insider anonym seinen Unmut über die Weigerungen des SHK-Handels EAN-Nummern der Hersteller weiterzugeben.
Rückendeckung erhält der Grosshandel allerdings von zahlreichen SHK-Herstellern. Die Branche habe, so der Tenor, entscheidend über die Hersteller-Artikelnummern, bereits heute Möglichkeiten der weiteren Handwerks-Prozessoptimierung.
Um speziell in Deutschland jetzt nicht die Kontrolle über die Entwicklung von Edifact, Gaeb und BMEcat zu verlieren, und den Anschluß ans europäische Ausland nicht zu verpassen, wurde auf dem ZVSHK-Kongreß von mehreren Seiten die Gründung einer von der ARGE Neue Medien getragtenen Weiterentwicklung und Koordinierung angeregt. "Wir brauchen eine ständige Institution, die das Wissen über EDI, wie es in den Gremien erarbeitet wird, an den Otto Normalverbraucher weitergibt", unterstreichen auch Podiumsexperten die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung in ihrem Schlusswort.
Dank dem ZVSHK, der Ball ist ins Rollen gekommen!!!