So profitiert die Industrie von Facebook & Co.
In Hinblick auf Social Media gibt es Firmen, die sich bereits seit längerem mit den entsprechenden Medien beschäftigen: Zum Beispiel die Westaflex Werk GmbH aus Gütersloh, ein Familienunternehmen mit einem hohen technologischen Anspruch, das Produkte und Dienstleistungen „für gute Luft und sauberes Wasser“, im weitesten Sinne als Rohrleitungen, herstellt und vermarktet. Vor gut drei Jahren fing der Inhaber und Geschäftsführer Dr. Peter Westerbarkey an, sich mit Social Media auseinanderzusetzen. Heute sagt er, dass „wir nur gute Erfahrungen damit gemacht haben und ich somit jedem Mittelständler uneingeschränkt empfehlen kann, sich mit Social Media zu beschäftigen“.
Die Mittel und Wege zur digitalen Interaktion im Unternehmensalltag sind vielfältig – auch hier sind Twitter und Communities oder soziale Netzwerke gut geeignet, damit Geschäftsführer mit Mitarbeitern oder Mitarbeiter mit Kunden einen regen Austausch pflegen können. Doch sind die Einsatzmöglichkeiten mannigfaltig, daher sollte im ersten Schritt der Bedarf im Unternehmen der Bedarf im Unternehmen genau analysiert werden.
Diese Ansicht vertritt auch Dr. Westerbarkey – er nutzt einige der genannten Medien momentan in erster Linie zur Effizienzsteigerung der internen Kommunikation. „So hat beispielsweise bei uns jeder Außendienstler ein Profil bei Twitter, da dieses Medium überall verfügbar ist und folglich allzeit und auch ad hoc Nachrichten ausgetauscht werden können.“ Kein innovativer Einsatz, eher vergleichbar mit dem vormals genutzten Pieper, aber ein erster Schritt, um die Mitarbeiter an die neuen Medien zu gewöhnen. Natürlich sieht Dr. Westerbarkey ebenso das Potenzial in der Kommunikation nach außen, denn so ließe sich „der stete Kontakt zum Kunden hervorragend unterstützen“.
Diese Aktivitäten gilt es jedoch gut vorzubereiten, hier hilft seiner Meinung nach „die interne Nutzung als Übungsfeld gut weiter“. Doch unabhängig davon, ob es bei dem Einsatz um die interne oder externe Kommunikation geht, gibt es einen kritischen Erfolgsfaktor – das Commitment der Mitarbeiter. Um diese von Anfang für die Nutzung der neuen Medien zu begeistern, ist es nach Meinung Ansicht von Dr. Westerbarkey wichtig, „sie frühzeitig bei der Entwicklung einzubinden“. Aus diesem Grund habe er Workshops initiiert, um alle Personen im Unternehmen an der Ausgestaltung zu beteiligen und damit sicherzustellen, dass „alle gewollt haben, was dabei am Ende raus kam“.
Allgemein sieht der Status Quo heute so aus, dass „der Einsatz von Social Media bei den Unternehmen auf Interesse stößt, sich die meisten aber noch im Experimentierstadium befinden“, erklärt Rainer Glatz vom VDMA. Trotz aller Bedenken sollte seines Erachtens die Auseinandersetzung mit den neuen Medien jedoch nicht auf die lange Bank geschoben werden: Es gibt bereits gute Vorbilder dafür, wie eine Kommunikation unternehmensübergreifend – teilweise auch mit dem Wettbewerb funktionieren kann, wie etwa die CNC-Arena oder die CAD-CAM-CAE-Community, CAD.DE. Diese Plattformen bieten Unternehmen die Möglichkeit zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch beispielsweise über Fertigungsprobleme. Um den Schutz und die Vertraulichkeit der ausgetauschten Informationen zu gewährleisten, wird der Dialog teilweise auch seitens der Verbände moderiert oder kann in einem geschlossenen Bereich stattfinden.
Aber es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Kommunikation teilweise wenig steuerbar ist. „Gut beraten wären Geschäftsführer, wenn sie öfter einmal recherchieren, was im Internet über ihr Unternehmen berichtet wird“, empfiehlt Wolfgang Straßer, Geschäftsführer der @-yet GmbH. Denn, so seine Beobachtung, „auch einzelne Tweets können eine ganz schön nachhaltige Wirkung hervorrufen – da genügt ein verärgerter Kunde, um die Reputation eines Unternehmens anzukratzen“. Zudem wird das ganze Unternehmen nach außen transparenter. Soziale Plattformen sind teilweise „ein wahres Einfallstor für Headhunter“.
Gerade dieser Umstand kann dann auch im Zusammenhang mit dem Mitarbeiterverhalten aus rechtlicher Sicht relevant werden – beispielsweise, wenn ein Mitarbeiter eine soziale Plattform offensichtlich nutzt, um eine neue Stelle zu finden und dafür auch Kontakte aus seinem aktuellen beruflichen Kontext aktiviert. Welche Möglichkeiten in einem solchen Fall dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen, ist nicht so einfach zu klären. Denn, so weiß die Fachanwältin für Arbeitsrecht Dr. Kerstin Neighbour, Partnerin bei Hogan Lovells, „nicht selten erweist sich die Abgrenzung zwischen dienstlichem und außer- dienstlichem Verhalten als problematisch; insbesondere kann auch das vermeintliche Freizeitverhalten der Arbeitnehmer in Wechselwirkung mit dem Arbeitsverhältnis stehen.“ Folgerichtig gibt es hier keine pauschalen Vorgaben – im Gegenteil, jeder Fall muss gesondert betrachtet werden, ob eine Pflichtverletzung seitens des Arbeitnehmers vorliegt und ob aus diesem Grund eine Abmahnung oder gar Kündigung erfolgen kann oder muss.
Um zu verhindern, dass die eigenen Mitarbeiter Ruf schädigend agieren, ist es hilfreich, diese im Vorfeld zu sensibilisieren und den offenen Dialog mit Ihnen zu suchen. „Oftmals steckt nicht unbedingt eine böse Absicht dahinter“, weiß Strasser, „Arbeitnehmer erkennen einfach nicht die Gefahr einer Pflichtverletzung, da sie ihr Verhalten falsch ein-, oder die Auswirkungen davon unterschätzen.“ Hier können Ethik-Richtlinien und klare schriftliche Verhaltensanweisungen ein probates Mittel sein.